"Restaurant mit Ausblick"

Die Welt ist voller toller Plätze mit wunderbarer Aussicht. Wäre es nicht genial, an solchen Orten ein Restaurant zu eröffnen, zumindest für eine kurze Zeit? Diese Idee hat schon in vielen kreativen Köpfen herumgespukt, jetzt wagt sich der Franzose Guillaume Chupeau an die Umsetzung – mit seinem visionären Konzept "Ventrus avec vue", dem "Restaurant mit Ausblick".

Aber passt diese Idee auch in die heutige Zeit?

"Es sind nicht die schönen Aussichten, die auf der Welt fehlen, sondern mehr Restaurants, um sie zu genießen. Aber ein Restaurant, das solche Aussichten bietet, darf den außergewöhnlichen Ort, den es nutzt, nicht verderben. Dies bedeutet u. a., den Abfall zu recyceln, Wasser zu sparen und zu filtern und die benötigte Energie selbst zu produzieren. Wir möchten unseren Einfluss auf die Natur, die uns willkommen heißt, mit dem ultimativen Ziel von Zero Footprint begrenzen", erklärt der französische Marketingprofi und Chef einer Werbeagentur.

Sein mobiles Restaurant Ventrus avec vue ist ein bauchiger Holzbau, dessen Einzelteile in Containern transportiert werden können und der am gewünschten Ort innerhalb von einer Woche aufgebaut werden kann. Das Restaurant bietet auf knapp 200 qm Platz für 75 Gäste, eine rund 20 qm große Küche und eine Bar mit sieben Hockern. Der Prototyp ist von einem französischen Architekten gebaut worden und sollte eigentlich in diesem Frühjahr oberhalb von Marseille im Nationalpark Calanques mit Blick aufs Mittelmeer erstmals aufgebaut werden. Corona hat diese Pläne erst einmal durcheinandergebracht. Jetzt ist die Premiere für Oktober in Paris geplant – am Ourcq-Kanal im Parc de La Villette. Um sein Projekt Investoren (die Kosten für den Prototyp liegen bei rund 600.000 Euro) und Umweltbehörden schmackhaft zu machen, beschwört Chupeau für sein Konzept "den Geist der Baumhäuser unserer Kindheit". Bei dem Thema gerät er regelrecht ins Schwärmen: "Die Holzkonstruktion trägt den Geist der Leichtigkeit in sich, ist mobil und passt sich wunderbar den jeweiligen Anforderungen vor Ort an. Die einfache Montage/Demontage gibt den Betreibern des ,Ventrus avec vue' alle nötigen Freiheiten."

Abfall zu Kompost

Angesichts der vielen Ideen, die der findige Franzose in Sachen Nachhaltigkeit entwickelt hat, darf man ihm abnehmen, dass ihm der Schutz der Natur wichtig ist. So wird sein Lokal beispielsweise Partnerschaften mit den Lieferanten eingehen. Wenn Waren geliefert werden, soll der Abfall gleich wieder mitgenommen und bei den Produzenten – in erster Linie Bio-Landwirte und Bio Manufakturen aus der Region – kompostiert werden. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen Inovaya (Grauwasseraufbereitung) und Weco (autonome Toiletten) soll der Wasserverbrauch des Lokals so weit wie möglich gesenkt werden. Als Ziel nennt Chupeau eine Wassereinsparung von 70% im Vergleich zu einem traditionellen Restaurant. Die autonomen Toiletten von Weco arbeiten dank einer Elektrolysebehandlung in einem geschlossenen Kreislauf. Die sedimentierten Materialien Schlamm) werden beim Umzug des Restaurants mit dem Fett aus dem Fettabscheider gereinigt. In der Küche ist neben einer kleinen Stamm-Crew angedacht, dass renommierte Küchenchefs im stetigen Wechsel zu Gastauftritten eingeladen werden, was ja auch gut zum Nomaden-Charakter des gesamten Konzepts passt. Die wunderbare Aussicht können die Gäste dann mit Spezialitäten der französischen Regionalküche genießen, zubereitet aus saisonalen Bioprodukten. Auf die Premiere in Paris darf man gespannt sein!

Der Artikel ist in der Ausgabe 5/2021 des Gastronomie-Report erschienen.

www.ventrus.fr